China lässt Asien nicht mehr los
Europa muss helfen die Stabilität in Ostasien aufrechtzuerhalten
Der chinesische Präsident Xi Jinping hat letzte Woche seinen ersten Besuch als Staatsoberhaupt nach Indien gemacht, während Indien zum einen auf hohe chinesische Förderungen für seine Infrastruktur hofft und es zum anderen weiterhin Grenzstreitigkeiten zwischen den Ländern bestehen. Indiens neuer, nationalistischer Premierminister, Narendra Modi, ist gerade zurück aus Tokio, wo er mit Premierminister Shinzō Abe Verteidigungs- und Handelsbeziehungen mit Japan fördern wollte. Indiens Tanz – zwischen strategischem Trotz und wirtschaftlichem Kalkül – illustriert Asiens Dilemma. China prägt den Kontinent.
In seinem neuen Policy Brief argumentiert François Godement, Leiter des „Asia and China“ Programms des ECFR, dass die Spannungen in Ostasien zur Normalität werden. Außerdem werde es immer klarer, dass Handel keine Garantie für Frieden und Stabilität darstelle. Europa könne seine Rolle in Asien nicht länger auf kommerzielle Aspekte oder „soft power“ begrenzen, sondern müsse helfen ein stabiles Sicherheitsgleichgewicht in der Region aufrechtzuerhalten.
In der Publikation „China on Asia’s Mind“ benennt François Godement die potenziellen Bedrohungen für die Stabilität in Südost- und Nordostasien:
- Nationalismus ist auf dem Vormarsch, auch wenn gegenseitige wirtschaftliche Abhängigkeit zunimmt, da autoritäre Regime ebenso wie demokratische Politiker Unterstützung durch die einheimische Öffentlichkeit suchen.
- Zweifel in Asien an der Entschlossenheit der USA, ihren vielen Verpflichtungen im Sicherheitsbereich nachzukommen, erzeugen eine Grauzone für potenzielle Konflikte.
- Es herrscht Unsicherheit über Nordkoreas möglichen Zerfall oder friedlichen Wandel und Südkoreas Bedarf an langfristiger Zusammenarbeit mit China.
“Europe hums and haws, hoping that the situation does not get out of hand but doing little to stop it doing so. Yet from several perspectives, Europe is implicated whether it likes it or not.” François Godement
Der European Council on Foreign Relations vertritt keine gemeinsamen Positionen. ECFR-Publikationen geben lediglich die Ansichten der einzelnen Autor:innen wieder.