Prognosen für 2018: Wohlstand rauf, Sicherheit runter
Dieser neue Bericht gibt einen düsteren Ausblick auf die weltweite Sicherheitslage und einen positiven auf die Weltwirtschaftslage im Jahr 2018
Die Kluft zwischen starkem Wirtschaftswachstum und globaler Sicherheit verschärft sich im Jahr 2018.
In diesem Bericht wagen die Autoren ein paar düstere Prognosen für das Jahr 2018. Ihre positivste Vorhersage: Die Wirtschaft wird auch 2018 boomen. Der IWF rechnet mit einem weltweiten BIP-Wachstum von 3,7 Prozent, die stärkste Rate seit 2010, dem ersten Jahr in dem sich die Wirtschaft nach der Finanzkrise anfing zu erholen.
Diese rosigen Aussichten könnten die positive Wirtschaftslage noch unterschätzen. Alle wichtigen Ländergruppen erwarten erstmals seit 2011 einen robusten Aufschwung, mit Wachstumsraten von mindestens zwei Prozent. Es ist gut möglich, dass Analysten die sich selbsttragende Wachstumsdynamik unterschätzen – wie so oft in der Vergangenheit.
Im Gegenzug hat sich die globale Sicherheitslage verschlechtert und bisher zeichnet sich keine Verbesserung ab. Der sogenannte Islamische Staat wird trotz seiner territorialen Verluste weiterhin eine Bedrohung darstellen. Eine noch größere Gefahr stellen 2018 allerdings innerstaatliche Spannungen dar: Aktuelle Krisen in Nord-Korea, der Ukraine, Afrika und dem Nahen Osten könnten in umfassende Kriege ausarten, während sich das weltweite Sicherheitsvakuum vergrößert. Weder Europa, China, noch Russland werden Washingtons Platz als Garant für globale Stabilität einnehmen. Und die zunehmende Uneinigkeit zwischen den Großmächten blockiert das multilaterale System.
Unsicherheit wird auch den globalen Kampf zwischen Liberalismus und Autoritarismus weiter befeuern. In der EU haben nun fünf Staaten eine populistische Regierung, die einige liberale Werte anzweifeln, die eigentlich das Herzstück des europäischen Einigungsprojekts bilden. Populistische Stimmungen werden durch zunehmende Migration weiter angeheizt, selbst wenn das Wirtschaftswachstum diese Tendenz etwas einfangen könnte.
Auch außerhalb der EU bleibt die liberale Weltordnung bedroht. Die Autoren des Berichts erwarten, dass in der Türkei Präsident Recep Tayyip Erdogan seine Macht weiter zentralisieren und anti-westliche Narrative verbreiten wird, um die nationalistische Stimmungen vor den Wahlen 2019 anzuheizen. Wladimir Putin wird im Vorfeld der russischen Präsidentschaftswahlen im März ähnlich vorgehen. In China wird Präsident Xi Jinping ein seit Mao beispielloses Ausmaß der Kontrolle über das Reich der Mitte erlangen.
Über alldem schwebt der unberechenbare und impulsive US-Präsident Donald Trump. Seine eigenen autoritären Instinkte wurden bisher größtenteils von den US-Gerichten, dem Kongress und seinen präsidialen Beratern eingedämmt. Jedoch haben diese Institutionen wenig Einfluss auf die Außenpolitik. 2018 wird möglicherweise das Jahr sein, in dem Trump seine Aufmerksamkeit nach außen richtet und einen eigenen Weg einschlägt. Falls dies eintritt, könnten 2018 Spannungen zwischen den USA und Iran steigen und möglicherweise ein Handelskrieg zwischen den USA und China ausbrechen, der globale Auswirkungen haben wird.
Der European Council on Foreign Relations vertritt keine gemeinsamen Positionen. ECFR-Publikationen geben lediglich die Ansichten der einzelnen Autor:innen wieder.