Abgeordnete alarmiert: Flogen Russenbomber mit Atomwaffen über Europa?

Es wäre eine nie da gewesene Provokation!

Strategische Russenbomber, die am 29. Januar über die Nordsee flogen, hatten möglicherweise Atomwaffen geladen.

BILD erfuhr: Bundestagsabgeordnete wurden in einem Briefing von einem unabhängigen Experten darüber informiert, dass die Bomber ohne Transponder flogen, also unsichtbar für zivile Flugzeuge im überfüllten Luftraum, und möglicherweise sogar nuklear bestückt waren.

Gustav Gressel vom European Council on Foreign Relations zu Bild: „Vier russische Tu-95H Bomber starteten in Südwestrussland Richtung Eismeer. Sie wurden über dem Eismeer luftbetankt. Dann schwenkten zwei der Bomber auf die üblichen arktischen Patrouillenrouten ein, auf denen normalerweise die Bereitschaftsmissionen strategischer Bomber geflogen werden, sprich normalerweise mit Atomwaffen an Bord. Zwei der Maschinen – die normalerweise auf Routen im Nordatlantik geschickt werden – bogen jedoch wieder nach Südwesten ab und drangen in die Nordsee ein.“

Heißt: Die nuklearen Bomber, die Russland für den Fall eines Atomkriegs in der Luft, aber weit von Europa weg hält, könnten in diesem Fall als riskante Provokation in Richtung Ärmelkanal geflogen sein. Die britische Luftraumüberwachung spürte die Russenbomber auf, schlug wegen einer möglichen Bestückung mit Nuklearwaffen Alarm, beschwerte sich bei der russischen Regierung – doch die stritt ab.

Außenpolitikexperte Omid Nouripour zu BILD: „In Gegenden mit viel Flugverkehr ist das Kamikaze und eine Gefährdung aller. Ganz davon zu schweigen, wie beispielsweise die Kollision eines russischen Fliegers mit einer amerikanischen Passagiermaschine die Konfrontation eskalieren lassen könnte.“

Die Aufklärung ist jedoch schwierig. „Die Bomber führen ihre Waffen in Bombenschächten im Inneren der Flugzeuge. Von außen ist nicht ersichtlich, was die Bomber mitführen. Russische Vertreter beteuerten, dass die Flugzeuge keine nuklearen Waffen mitgeführt haben“, sagte Gressel zu Bild.

Und weiter: „Da die Flugzeuge jedoch auch seichte Gewässer nahe der europäischen Küste beflogen, ist das russische Dementi zu einem gewissen Grad auch glaubwürdig.“

Dennoch gilt: Wollen Militärmaschinen etwa zu Übungszwecken ohne eingeschalteten Transponder fliegen, wird dies vorher bei den zuständigen Flugsicherungen angemeldet und der Luftraum entsprechend gesperrt.

Ohne diese Sicherheitsmaßnahmen in einem der am stärksten beflogenen Lufträume herumzufliegen hätte selbst im Kalten Krieg zu Protesten geführt. (km)

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