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Italien Mehr als 50.000 Bootsflüchtlinge seit Jahresbeginn

Die Zahl der Menschen, die über das Mittelmeer nach Europa flüchten, ist drastisch gestiegen. Nach Angaben italienischer Behörden haben 2017 bisher mehr als 50.000 Flüchtlinge die Küsten des Landes erreicht.
Gerettete Migranten stehen in Messina an Deck eines Rettungsschiffes

Gerettete Migranten stehen in Messina an Deck eines Rettungsschiffes

Foto: Emilio Morenatti/ dpa

Nach Angaben des italienischen Innenministeriums haben 2017 bereits mehr als 50.000 Bootsflüchtlinge Italien erreicht - über 45 Prozent mehr als Mitte 2016. Bereits im vergangenen Jahr verzeichneten italienische Behörden einen Rekord an Bootsflüchtlingen.

Italien will die Zahl der Menschen, die übers Mittelmeer nach Europa flüchten, deutlich reduzieren. Zur Abwehr von Flüchtlingen unterzeichnete Italien am Sonntagabend ein Abkommen mit Libyen, dem Tschad und dem Niger. Es sieht unter anderem strikte Grenzkontrollen und die Einrichtung neuer Internierungslager in den afrikanischen Staaten vor. In einer Erklärung nach einem Treffen der beteiligten Länder am Sonntagabend in Rom hieß es, die Aufnahmezentren - einschließlich derjenigen, die in Libyen bereits bestehen - würden "internationalen humanitären Standards" entsprechen.

Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen kritisieren die Zustände in den Zentren in Libyen. Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag erwägt sogar Ermittlungen zu Verbrechen gegen Flüchtlinge in dem nordafrikanischen Staat. Nach den Worten der IStGH-Chefanklägerin Fatou Bensouda sind in den libyschen Gefangenenlagern "Tötungen, Vergewaltigungen und Folter mutmaßlich alltäglich".

Hunderttausende warten in Libyen auf die Überfahrt

Der UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi forderte Libyen zur Freilassung internierter Flüchtlinge und Asylbewerber auf. Grandi äußerte sich am Sonntag beim Besuch eines Migrantenlagers in Tripolis "schockiert" über die dortigen Bedingungen.

Der Libyen-Experte Mattia Toaldo vom Europäischen Rat für ausländische Beziehungen sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Einrichtung sogenannter Aufnahmezentren im Niger und im Tschad sei problematisch. Es sehe so aus, als verlege Europa seine Grenzkontrollen nach Afrika.

Libyen ist eines der wichtigsten Transitländer für Flüchtlinge auf dem Weg nach Europa. Flüchtlinge aus Afrika, aber auch aus Syrien und anderen Ländern im Nahen Osten, treten von dort aus die gefährliche Überfahrt über das Mittelmeer meist ins rund 300 Kilometer entfernte Italien an. Der Internationalen Organisation für Migration (IOM) zufolge starben dieses Jahr bereits fast 1250 Menschen vor der libyschen Küste.

Nach Angaben internationaler Organisationen halten sich derzeit 800.000 bis eine Million Menschen in Libyen auf, die mit behelfsmäßigen Booten nach Europa übersetzen wollen. Die meisten von ihnen stammen aus afrikanischen Ländern südlich der Sahara. In libyschen Haftzentren werden 7000 bis 8000 Migranten ohne gültige Papiere festgehalten.

asc/AFP
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