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Außenpolitisches Ranking Denkfabrik hält Deutschland für Europas Führungsmacht

Russland-Sanktionen, TTIP, Nahost: In der Außenpolitik agiert Deutschland laut einem Thinktank von allen EU-Staaten am besten. Berlin bekam dabei so oft wie kein anderes Land Spitzennoten.
Kanzlerin Merkel: Berlin ist Klassenprimus

Kanzlerin Merkel: Berlin ist Klassenprimus

Foto: imago/ IPON

Berlin - Deutschland steht erstmals an der Spitze eines europäischen Außenpolitik-Rankings. Jedes Jahr stellt der European Council of Foreign Relations (ECFR), ein Thinktank, den EU-Mitgliedstaaten ein Zeugnis über ihre Außenpolitik aus. In dem am Freitag veröffentlichten Bericht  ist Berlin der Klassenprimus.

Der ECFR bewertet die EU-Mitgliedstaaten im Vergleich zueinander. Wenn ein Land positiv oder negativ heraussticht, erhält es Bewertungen als "Anführer" (leader) oder "Faulpelz" (slacker). Fällt es nicht weiter auf, gilt es als "Unterstützer" (supporter) und bekommt keine besondere Note.

Deutschland wurde 17 Mal als "Anführer" eingestuft, so häufig wie kein anderes Land. Bei keinem außenpolitischen Thema galt Berlin als "Faulpelz". Schon in den vergangenen Jahren hatte Deutschland in dem Ranking stetig zugelegt.

Insgesamt wurden 52 Außenpolitik-Bereiche vom ECFR untersucht. 2014 war für die europäischen Mitgliedstaaten ein besonders schwieriges Jahr mit vielen Krisen - Ukraine, die Russland-Beziehungen, der "Islamische Staat", Ebola, Gaza.

Deutschland gilt dem ECFR als besonders vorbildlich in Hinblick auf nahezu sämtliche Weltregionen:

  • bei der Entwicklung von Sanktionen gegenüber Russland
  • bei den Freihandelsabkommen-Verhandlungen (TTIP) mit den USA
  • bei seinen Bemühungen um die EU-Nachbarstaaten auf dem Balkan
  • bei einer humanitären Antwort auf die Nahost-Krisen
  • bei der Koordination einer gemeinsamen EU-Haltung zu China

"Zum Teil liegt Deutschlands Führungsrolle an seiner Wirtschaftsmacht innerhalb der Europäischen Union", schreibt der ECFR. "Aber Berlin hat auch bedeutende politische Führungsstärke gezeigt, auch bei Problemen, die nicht mit seiner Wirtschaftsmacht zusammenhängen."

Ebenfalls gute Noten im ECFR-Ranking bekamen Schweden (elf Mal "Anführer"), Großbritannien (elf Mal "Anführer") und Frankreich (acht Mal "Anführer").

Allerdings bekamen London und Paris auch jeweils zwei "Faulpelz"-Bewertungen: Frankreich bei TTIP und der Kritik von Menschenrechtsverletzungen, das Vereinigte Königreich bei der China-Investitionspolitik und der Weiterentwicklung von Datenschutz in der EU. Besonders schlecht kamen in der ECFR-Wertung Malta, Österreich und Tschechien weg.