Bei einer Währungsunion gibt es keine freundschaftliche Trennung. Sollte Griechenland den Euro verlassen, wird es ein riesiges Chaos geben. Vor allem für den Rest der Währungsunion wäre der Austritt mit enormen Risiken verbunden.

In Griechenland selbst wäre er technisch relativ einfach zu bewerkstelligen. Mit einem Gesetz würden alle Euro-Verträge auf neue Drachmen umgestellt, ebenso wie alle Bankeinlagen und Kredite. Gleichzeitig würde die Regierung die Bedienung der Staatsschulden einstellen, was ihr finanziellen Spielraum verschaffte. Die verbleibende Lücke zwischen Staatseinnahmen und Ausgaben sowie Löcher in den Bankbilanzen könnten mit der Notenpresse der Zentralbank gedeckt werden. Nach der Währungsumstellung könnte im Inland schließlich mit neuen Drachmen bezahlt werden; Euro wären nicht mehr nötig.

Die neue griechische Drachme würde massiv abwerten. Das würde die Ersparnisse der griechischen Mittelschicht vernichten. Die Kaufkraft der Griechen würde deutlich sinken. Das wäre der Preis dafür, dass die griechischen Exportprodukte und der Tourismus über Nacht wieder hoch wettbewerbsfähig wären, was die Wirtschaft ankurbeln würde. Wer würde nicht die griechischen Inseln der deutschen Ostsee vorziehen, wenn der Urlaub dort nur noch ein Drittel kostete? 

Gerne wird argumentiert, dass die Neueinführung einer Währung technisch extrem aufwändig wäre, weil ja Millionen neuer Geldscheine gedruckt und Computer umprogrammiert werden müssten. Auch wird argumentiert, dass Griechenland von heute auf morgen wichtige Importe wie Medikamente und Öl nicht mehr bezahlen könnte, oder dass die Grenzen geschlossen werden müssten, um Geldabflüsse zu begrenzen. All das ist übertrieben. Die neuen Geldscheine müssten ja keine übermäßig hohe Qualität haben, man könnte sie später immer noch austauschen. Computer müssten gar nicht umgestellt werden: Man könnte sich einfach darauf einigen, dass Drachme gemeint ist, wo Euro steht. Und die Griechen haben genug Auslandsvermögen und Euro-Bargeld, um die Einfuhr lebenswichtiger Güter zu bezahlen.

Euro-Zone in Gefahr

Für den Rest der Euro-Zone aber würde der Austritt Griechenlands große Gefahren bedeuten. Sobald die Italiener und Spanier sehen, wie schnell ein Euro in der griechischen Bank nur noch eine Drachme wert ein kann, würden sie ihr Geld nach Deutschland überweisen. Die Banken im Süden bekämen massive Liquiditätsprobleme. Auch dürfte es zu einer neuen Flucht aus den Staatsanleihen dieser Länder kommen, die Zinsen würden in die Höhe schießen.

Zwar könnte man mit den europäischen Schutzschirmen EFSF und ESM gegensteuern, und die nationalen Notenbanken könnten ihren Geschäftsbanken unbegrenzt Liquidität zur Verfügung stellen. Doch das Risiko bliebe: EFSF und ESM könnten sich als zu klein erweisen, um beispielsweise Italien mit ausreichend Geld zu versorgen. Man müsste sie aufstocken. Zudem bleibt die Frage, ob es für die Deutschen politisch akzeptabel wäre, die Euro-Geldmenge um 1000 Milliarden Euro auszuweiten. Im Fall einer Kapitalflucht aus Italien könnte das notwendig sein.

Die Verunsicherung in Italien und Spanien dürfte die Rezession in diesen Ländern vertiefen. Am Ende könnten auch hier Euro-skeptische Kräfte profitieren. Durchaus denkbar, dass andere Länder es Griechenland gleichtäten und den Euro verließen. Für Deutschland würde das bedeuten: Die Exporte brächen ein, die Auslandsanlagen müssten abgeschrieben werden, eine neue Bankenkrise könnte die Folge sein. All dies ließe sich nicht verhindern, wenn der Euro zusammenbräche.

Selbst wenn man glaubt, dass die europäischen Brandschutzmauern einer Explosion in Athen standhalten könnten: Es bleibt ein enormes Risiko. Man möchte schließlich auch nicht beim Crashtest im Auto sitzen, nur weil man glaubt, die Airbags seien gut.