Eigentlich geht es nur ums Wählen und ums Zählen. Für die Präsidentschaftswahlen in den USA gelten eigene Regeln. Die Politologin Jana Puglierin hat sie uns unmittelbar zu Beginn der Wahl erklärt.

Wählerinnen und Wähler in den USA stimmen gerade darüber ab, wer der nächste Präsident wird. 41 Tage nach der Wahl, also am 14.12.2020 kommen die Wahlleute zusammen. Bis dahin wird das Ergebnis feststehen, sagt Jana Puglierin. Sie leitet das Berliner Office vom European Council on Foreign Relations. Offiziell verkündet wird das Ergebnis dann erst am 06.01.2021.

Eigentlich äußert sich der Verlierer

Sie erinnert daran, dass das Ergebnis bei der letzten US-Präsidentschaftswahl hierzulande um etwa acht Uhr morgens festgestanden hat. Bis ein belastbares Ergebnis vorliegt könne es aber durchaus länger dauern. Gängige Praxis sei, dass der unterlegene Kandidat die Wahlniederlage in einer Rede offiziell eingestehe. Dieses Vorgehen ist allerdings nicht in der Verfassung verankert.

"Es kommt vor allen Dingen darauf an, wenn das Ergebnis eindeutig ist, dass dann der unterlegene Kandidat seine Niederlage offiziell eingesteht."
Jana Puglierin, European Council on Foreign Relations, Berlin
© European Council on Foreign Relations
Jana Puglierin, European Council on Foreign Relations, Berlin

Die Politologin geht allerdings bei Donald Trump nicht davon aus, dass er hier das traditionelle Verfahren achtet. Sie sagt: "Das glaube ich, können wir nicht erwarten."

Sie erinnert an das juristische Verfahren im Jahr 2000. Damals klagte der Republikaner George W. Bush vor dem amerikanischen Supreme Court gegen den Demokraten Al Gore. Der republikanische Kandidat setzte sich juristisch durch.

"Im Jahr 2000 ist es vor dem Supreme Court, also vor dem Obersten Verfassungsgerichts, gelandet. Das wäre nicht das erste Mal, dass es sich so lange hinzieht."

Die vielen abgegebenen Briefwahlstimmen hätten hier zusätzliches Potential das Ergebnis etwas zu verzögern. "Wahnsinnig viele Leute haben Briefwahl gemacht, das ist in den USA total unüblich", sagt Jana Puglierin. "Das liegt jetzt an Corona."

Hochrechnungen und AP

Für eine frühe Einschätzung setzt sie auf Hochrechnungen, die einzelne Bundesstaaten betreffen und die Einschätzung der Nachrichtenagentur Associated Press, kurz AP.

"Wichtig für uns sind die Hochrechnung der Medien, der einzelnen Staaten, vor allen Dingen Associated Press."
Shownotes
Politologin zur US-Wahl
"Das wäre nicht das erste Mal, dass es sich lange hinzieht."
vom 03. November 2020
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartnerin: 
Jana Puglierin, European Council on Foreign Relations, Berlin